Ein Semester in Finnland

Während der Buchmesse bekamen wir Besuch von der jungen und engagierten Bibliothekarin Ilka Schiele. Sie verbrachte während ihres Studiums des Bibliotheksmanagements an der HdM Stuttgart ihr Praxissemester in Finnland. Wir wollten es genauer wissen und mehr zu ihrer Zeit in Finnland erfahren. Für das nun folgende Interview danken wir ihr sehr und wünschen viel Spaß beim Lesen. Das Interview führte Franziska Weber, Fachhochschule Köln.

Erzähl uns bitte kurz was zu deiner Person. Was waren bisher deine beruflichen Stationen, wo hast du studiert, in welcher Bibliothek in Finnland hast du dein Praktikum absolviert?
2008 hab ich meine Ausbildung zur FaMI in der Unibibliothek Hohenheim angefangen. Da die Bibliothek mich leider nicht übernehmen konnte, hab ich nach dem erfolgreichem Abschluss im Sommer 2010 mein Studium des Bibliotheks- und Informationsmanagements an der Hochschule der Medien in Stuttgart begonnen. Teil des Studiums war ein Praxissemester, das ich in der Unibibliothek Jyväskylä (Jyväskylän Yliopiston Kirjasto) absolviert habe. Letzten Sommer habe ich mein Bachelor-Studium abgeschlossen (meine BA hatte übrigens den Titel „Libraries in Finland“) und seit Februar dieses Jahres arbeite ich in der Bibliothek des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe.

Was reizte dich an Finnland oder war dein Praktikum dort eher Zufall? Und wie kam der Kontakt zu deiner Gast-Bibliothek zustande?
Ich bin schon lange Finnland-Fan und verbringe seit 2008 jedes Jahr meinen Sommer-Urlaub dort. Für mich ging ein großer Wunsch in Erfüllung, als ich dann tatsächlich mal länger als nur ein paar Wochen dort leben durfte. Die finnischen Bibliotheken genießen ja auch einen ausgezeichneten Ruf, deshalb war ich mir sicher, während eines Praktikums dort viel lernen zu können. Der Kontakt entstand durch eine E-Mail, die ich dem Direktor der Bibliothek geschickt habe. Darin habe ich mich kurz vorgestellt und erklärt, was meine Gründe für ein Praktikum in Finnland/Jyväskylä sind.

Ein Auslandsaufenthalt, egal ob in Europa oder außerhalb der EU, erfordert jede Menge Vorbereitungen, Organisation und Planung. Was gibt es für einen Aufenthalt in Finnland alles zu beachten und wie hast du dich vorbereitet?
Für einen Aufenthalt in Finnland ist auf jeden Fall zu beachten, dass die Lebenshaltungskosten dort sehr viel höher sind als in Deutschland. Selbst mit Unterstützung durch Erasmus kann es knapp werden, wenn man von der Praktikumsstelle kein Gehalt bekommen sollte. In diesem Punkt habe ich aber Glück gehabt. Außerdem kommt vielleicht nicht jeder mit der ewigen Dunkelheit und Kälte im Winter bzw. der nie untergehenden Sonne im Sommer zurecht (zumal finnische Wohnungen selten Rollläden besitzen). Von all dem abgesehen lebt es sich in Finnland aber richtig gut.
Nach der Zusage durch die Bibliothek bestand meine Vorbereitung darin, eine Wohnung zu suchen (Online-Portale der Studentenwerke sind da eine großartige Hilfe), Erasmus-Anträge auszufüllen, ein bisschen Geld für Ausflüge anzusparen und meine Katze reisefertig zu machen. Die durfte nämlich mit. Und selbst das war eigentlich überhaupt kein Problem. In Finnland angekommen musste dann natürlich auch noch ein bisschen Bürokratie bewältigt werden, wie zum Beispiel die Anmeldung beim Maistraatti (ähnlich dem Bürgerbüro) und der Polizei (Pflicht bei Aufenthalt über 3 Monate), das Eröffnen eines finnischen Kontos (geht in vielen Banken nur mit Reisepass, Personalausweis reicht nicht) und das Besorgen einer finnischen SIM-Karte für mein Handy.

Beschreibe uns doch bitte kurz deine Gastbibliothek und den Ort, in dem du warst.
Meine Gastbibliothek, die Unibibliothek Jyväskylä, ist eine der größten und wichtigsten wissenschaftlichen Bibliotheken in Finnland. Sie ist eine der Pflichtexemplarbibliotheken und hat deshalb ein großes Magazin voller finnischer Veröffentlichungen (Fennica). Außerdem kümmert sie sich in besonderem Maße um Literatur zu ded Themen Sportwissenschaften, Erziehungswissenschaften und Psychologie. Das ist ähnlich wie hier in Deutschland die Sondersammelgebiete.
Jyväskylä ist die siebtgrößte Stadt Finnlands und hat etwa 133.000 Einwohner. Da sich diese aber auch auf die umliegenden, eingemeindeten Ortschaften verteilen, kommt einem die Stadt viel kleiner vor. Trotzdem findet man eigentlich alles, was man so zum Leben braucht: Kinos, Bars, Restaurants, Shopping-Möglichkeiten, Museen, alles ist da. Außerdem liegt Jyväskylä zwischen zwei Seen und, wie das in Finnland so üblich ist, recht nahe an der Natur. Wenn man also mal seine Ruhe haben möchte, ist das gar kein Problem. Jyväskylä ist außerdem voller Studenten, man findet also auch als Praktikant schnell Anschluss.

Das finnische Bibliothekswesen ist in Deutschland sehr angesehen, gilt als innovativ und modern. Das Bibliotheksgesetz dort ist seit Jahren selbstverständlich und wird ständig erneuert. Um es mit den Worten der Frankfurter Buchmesse zu sagen: „Finnland.Cool“. Kannst du diesen Eindruck bestätigen? Sind die Bibliotheken dort moderner?
Finnland IST ziemlich cool und die Bibliotheken sind nicht nur hier in Deutschland, sondern auch in Finnland sehr angesehen. Sie bemühen sich, mit der Zeit zu gehen und scheuen sich nicht, auch mal Neues auszuprobieren. In Deutschland dauert das oft länger. Was das finnische Bibliothekswesen aber meiner Meinung nach viel mehr ausmacht, ist, dass die Bibliotheken zentrale Treffpunkte sind. Die Bibliotheken sind den Finnen wichtig, sie gehen gerne dorthin. Kinder werden schon von klein auf von ihren Eltern mitgenommen, gehen mit der Schulklasse in die Stadtbücherei, etc. Es gibt bequeme Sitzmöglichkeiten, die zum Verweilen einladen. So werden Bibliotheken zu einem festen Bestandteil des Alltags. In meiner Praktikumsbibliothek gab es zum Beispiel kaum Grundschulungen, da der Umgang mit OPACS und die sonstige Nutzung der Bibliotheksdienste schon fast selbstverständlich ist.
Außerdem bieten viele Bibliotheken besondere Dienste an. Neben verschiedenen Veranstaltungen (Konzerte, Lesungen, Ausstellungen,…) gibt es zum Beispiel auch oft Räume, in denen man Musik machen oder sogar gleich aufnehmen und abmischen kann. Die benötigten Instrumente kann man sich ausleihen. Es gibt Geräte, mit denen man Musikkassetten digitalisieren oder VHS auf DVD überspielen kann. Manche Bibliotheken bieten ihren Benutzern sogar die Ausleihe von Sport- oder Gartengeräten an.
In einem dünn besiedelten Land wie Finnland sind außerdem die mobilen Bibliotheksdienste ganz wichtig. Dazu gibt es nicht nur eine große Anzahl von Bücherbussen, sondern sogar ein Bibliotheksboot, das im Sommer die Schären vor Turku versorgt.

Neben vielen positiven Eindrücken, gab es auch irgendwas etwas das dir gar nicht gefallen hat?
Ganz ehrlich? Nein ☺

In deutschen Bibliotheken beginnt der Arbeitstag meist mit dem einstellen von Medien, dann folgt der Dienst an der Ausleihtheke oder es wird im Büro eifrig bestellt und katalogisiert. Wie sah dein Praktikumsalltag aus? Gab es Unterschiede zu der Arbeit in einer deutschen Bibliothek und welche Aufgaben durftest du wahrnehmen?
Der Arbeitsalltag in einer finnischen Bibliothek sieht eigentlich ganz ähnlich aus wie der in Deutschland. Ich hatte nur das Gefühl, dass manche Dinge weniger verkompliziert werden als hier. Aber vielleicht hängt das einfach von der jeweiligen Bibliothek ab. Ich hatte meinen eigenen Schreibtisch in einem Büro mit drei Kolleginnen in der Erwerbungsabteilung. Dort habe ich auch hauptsächlich mitgearbeitet. Außerdem habe ich dabei geholfen, Bücher einzustellen. Vor allem in der Lehrbuchsammlung gab es da immer etwas zu tun. Außerdem habe ich, wie das als Praktikant eben so ist, unliebsame Aufgaben von meinen Kollegen bekommen. 😉 Am Anfang habe ich mich so zum Beispiel um die Sammlung deutschsprachiger Literatur gekümmert. Ich durfte viel aussondern und dann auch Vorschläge machen, was neu angeschafft werden soll. Eine andere Aufgabe war das Aussondern von alten estnischen und ungarischen Zeitschriften. Also alles Dinge, die gemacht werden müssen, die für die Kollegen aber wahrscheinlich Überstunden bedeutet hätten.

Bei vielen Praxisphasen müssen die Studentinnen und Studenten auch ein Projekt während der Zeit ihres Praktikums durchführen. War das bei dir auch der Fall und magst du uns was darüber erzählen?
Mein Projekt während der sechs Monate war eine Studie zur Usability der E-Book-Portale, die meine Gastbibliothek benutzt. Wir haben zehn Studenten der Uni eingeladen und ihnen einige Fragen oder Aufgaben vorgelegt, die sie mit Hilfe der Portale beantworten sollten. Diese Recherchen haben wir gefilmt, die Studenten sollten kommentieren. Am Ende konnten sie außerdem aus einer Vorauswahl an Wörtern diejenigen aussuchen, die die jeweiligen Portale am besten beschreiben. So hatte ich ein richtig interessantes Projekt und meine Gastbibliothek hat Einblicke erhalten, was sie am E-Book-Angebot noch verbessern kann.

Neben deiner Arbeit blieb dir hoffentlich auch noch Zeit dir dein Gastland genauer anzuschauen. Wie hat es dir privat in Finnland gefallen und was muss man unbedingt gesehen, erlebt haben?
Zeit war zum Glück ausreichend vorhanden. Meine Kolleginnen haben mich auch sehr darin unterstützt, viele verschiedene Dinge zu unternehmen. Ich wurde zum Konzert der Tochter oder zur Tanzvorführung des Sohnes eingeladen. Und es hagelte Tipps, was ich denn am Wochenende tun könnte. Das war richtig toll.
Meine Liste von Orten, die man unbedingt gesehen haben muss, ist leider viel zu lang. Natürlich gehört Helsinki dazu, mit dem weißen Dom, den schönen Jugendstilgebäuden und der Festungsinsel Suomenlinna. Meine Lieblingsstadt ist Tampere, dort empfehle ich vor allem das Mumin-Museum und den Aussichtsturm in Pyynikki, in dessen Café man unbedingt einen Munkki (eine Art Donut) essen muss. Rovaniemi am Polarkreis und das nahegelegene Weihnachtsmanndorf sind immer eine Reise wert. Und im Sommer empfehle ich auf jeden Fall den Besuch eines finnischen Musikfestivals.

Andere Länder – andere Sitten. Gibt es Gepflogenheiten die man im „hohen Norden“ unbedingt vermeiden sollte? Sowohl beruflich als auch privat?
Beruflich ist dort vieles lockerer. Die Finnen sprechen sich fast immer mit Vornamen an, was die Arbeitsatmosphäre meiner Meinung nach sehr viel angenehmer macht. Andererseits sind die Finnen aber auch sehr still und zurückhaltend. Es gilt zum Beispiel als unhöflich, sich im Bus neben eine fremde Person zu setzen. Smalltalk passiert in Finnland auch eher selten. Das heißt aber nicht, dass die Finnen unfreundlich sind, im Gegenteil. Im Allgemeinen sind sie sehr hilfsbereit und, wenn man sich erstmal besser kennen gelernt hat, sehr gute Freunde.

Du darfst nun fünf Schlagworte für deine Zeit in Finnland vergeben, welche wählst du?
Sommer, Musik, Lernen, Freundschaften, Mitternachtssonne
Zu guter Letzt, was gibst du unseren Leserinnen und Lesern mit auf den Weg?
Traut euch und macht ein Praktikum im Ausland! Es ist ganz egal, in welches Land ihr letztendlich geht (wobei ich Finnland natürlich wärmstens empfehlen kann), aber ich kann euch versprechen, dass ihr viel dazulernen werdet. Nicht nur im beruflichen Sinne.

Ilka Schiele Foto: Franziska Weber
Ilka Schiele
Foto: Frederike Harder, HTWK Leipzig

 

Rückblicke auf Umtrunk und Hot Spot

Wie wir schon angekündigt hatten, mussten wir Freitag ein umfangreiches Programm über die Bühne bringen. Weil Bilder mehr sagen als tausend Worte, hier einige Impressionen. Wer mehr sehr sehen will, besuche unseren Flickr-Auftritt (rechts zu sehen). Viel Spaß damit.

DSC_0650Das Thema unseres Hot Spots

DSC_0669 Die Gäste und Moderatoren von links nach rechts:

Denise Hoßfeld, HAM Hamburg;

Michael Müller, Student;

Armi Roth-Bernstein-Wiesner, Bibliothekarin im Ruhestand;

Marcel Testroet, FH Köln

DSC_0730 Viel los beim Umtrunk

DSC_0707Seht her: Unser LIS-Corner-Gebäck

DSC_0726Auch die FaMIs vom „FaMI-Treff“ gegenüber waren mit von der Partie. Schön, wenn Bibliothekare und FaMIs sich so gut verstehen. 🙂

„Der Akademisierungswahn“

von Maximilian Lowisch, HTWK Leipzig

Mit seinem nun erschienenen Buch setzt der Münchner Philosoph und ehemalige SPD-Kulturstaatssekretär Julian Nida-Rümelin während der Regierung Schröder ein Zeichen gegen die allenthalben zu vernehmenden Rufe nach mehr Akademikern. Die leider viel zu kurze Diskussion nutze Nida-Rümelin dazu, darauf aufmerksam zu machen, dass die Arbeitslosigkeit in den drei Ländern mit einem dualen Ausbildungssystem in Europa – Deutschland, Österreich und die Schweiz – ausgesprochen gering sei im Vergleich zu den Ländern ohne ein solches System. Es müsse die Frage gestellt werden, warum dies so sei. Landauf, landab hieße es, dass eine möglichst hohe Bildung ein einträgliches oder gar höheres Einkommen sichere. Die Arbeitslosigkeit in Ländern wie Großbritannien, die eine besonders hohe Akademikerquote haben, sei jedoch wesentlich höher als in Deutschland. Für Deutschland sagten die Statistiken gar, dass gut ausgebildete Handwerker und Techniker ein rund 200 Euro höheres Einkommen hätten als Geisteswissenschaftler. Die einfache Gleichung „hohe Bildung = hohes Einkommen“ gehe so also nicht auf. Eine Verschwendung von Talenten sei es darüber hinaus, wenn Menschen, deren Begabungen viel praktischer lägen, zu einem Hochschulstudium gedrängt würden und es hinterher abbrechen müssten. Genauso verwehrte er sich des Arguments, er argumentiere aus einer „bildungsbürgerlichen Sicht“ stamme er doch selbst aus einer Handwerkerfamilie, was er sehr gelungen veranschaulichte. So habe in der Welt seines Vater einer, der kein Regal bauen könne – und dabei ist kein Bausatz gemeint – als nicht gebildet gegolten. Das ab und an auftauchende Unwohlsein über das Dasein als Schreibtischhengst, der im Ernstfall nicht wüsste, wie er den Strom wieder anbekommt, wurde durch diese Aussage natürlich geradezu katapultiert.

Als Bibliothekar, dessen Beruf seit etwas hundert Jahren der Akademisierung unterliegt, sprich von der Schule zur Fachschule zur Hochschule, und in dessen Disziplin sogar promoviert werden kann, muss die hier besprochene Veranstaltung mit einem besonderen Interesse betrachtet werden. Ein Beruf institutionalisiert sich vor allem durch entsprechende Ausbildungsgänge und je höher diese angesiedelt sind, desto höher, so könnte erwartet werden, ist deren Ansehen und Bezahlung. Tendenzen zur Akademisierung von Berufen beschrieb auch Nida-Rümelin und stellte die ketzerische Frage, warum Erzieherinnen und Erzieher in Krippen ein Hochschulstudium brauchten. Viel wichtiger sei hier die soziale Kompetenz. Bei den Bibliothekaren ist das subjektive Gefühl ein ganz anderes: Trotz Hochschulstudium, Bachelor, Master, ja sogar der Möglichkeit zu promovieren verursacht es immer noch Verwunderung bei vielen Menschen, wenn sie erfahren, dass Bibliothekare ein Studium zu bestreiten haben. Diese gefühlte Nicht-Aufwertung des Berufs durch seine Akademisierung wird von einer Bezahlung am unterst möglichen Rand für Hochschulabsolventen im öffentlichen Dienst flankiert. Da ist auch die Debatte rund um den Fachwirt für Informationsdienste, der den FaMI auf das Qualifikations- oder zumindest Gehaltsniveau des Bibliothekars heben soll. Und hier setzt wieder Nida-Rümelin an, indem er bemängelt, dass Ausbildungsberufe zu wenig geschätzt werden und deshalb immer mehr Menschen studieren bzw. nach der Ausbildung ein Studium aufnehmen. Müssten also nicht vielmehr Gehalt und Ansehen der FaMIs aus ihrem teilweise desolaten Tief sowie deren Aufgaben in manchen Bibliotheken als reine „Foliier- und Einstellsklaven“ auf ein annehmbares Niveau gehoben werden, anstatt auch im Bibliothekswesen einen Run um die höchsten Abschlüsse zu fördern, bei dem zum Schluss Masterabsolvent werden muss, wer noch eine E9-Stelle erhalten will, weil für diese Abschlüsse sonst keine adäquaten Stellen zur Verfügung stehen und MAs den bibliothekarischen Stellenmarkt auf der Ebene des gehobenen Dienstes besetzen? Die Podiumsdiskussion und Nida-Rümelins Buch haben diese Fragen wieder einmal drängend ins Gedächtnis gebracht und Denkanstöße geliefert.

Superinteressant und Supergeil

von Juliane Rummelt, Berlin

Am ersten Messetag habe ich mir zwei spannende Interviews am Stand der ZEIT angeschaut.
Zuerst führte eine Mitarbeiterin der Zeitung ein Gespräch mit ihrem Chef: Dem Chefredakteur Giovanni di Lorenzo.
Dieser stellte sein neues Buch „Vom Aufstieg und anderen Niederlagen: Gespräche mit Zeitgenossen“ vor, welches eine Sammlung von 25 Interviews ist, die er im Laufe seiner Karriere mit verschiedensten Persönlichkeiten führte: Politiker, Schauspieler und andere interessante Personen des öffentlichen Lebens. Er berichtete dabei von seinen Vorbereitungen und Sorgen, Höhepunkten und Ernüchterungen, aber auch, für wen er besonderen Respekt entwickelte oder welches Gespräch noch lange nachwirkte. Er gestand Fauxpas aus den anfänglichen Jahren und gab für angehende Journalisten den sicherlich einen oder anderen wertvollen Tipp. Ingesamt war das Interview sehr interessant, das Buch kommt auf meine eh schon viel zu lange Leseliste.

Das zweite Interview wurde mit dem Schauspieler und Performancekünstler Friedrich Liechtenstein geführt. Vielen bekannt aus der Edeka-Werbung mit dem Slogan „supergeil“, stellte auch er sein neues Buch vor: „Selfie Man“. Selbst besitzt er wohl kein Smartphone, doch seit dieser Werbung gab es anscheinend so viele Menschen, die ein Selfie (für ihn das Unwort des Jahres 2014) mit ihm machen wollten – die neue Form des Autogramms -, dass er diesen Titel wählte. Auch ich habe natürlich die Gunst der Stunde genutzt und ein Foto mit ihm gemacht. Das Buch ist keine Autobiographie, sondern seiner Beschreibung nach ein Fanartikel, mit dem er zeigen will, dass hinter diesem Menschen noch viel mehr steckt als diese Werbefigur. Seine Selbstironie und Leidenschaft als Entertainer haben das Interview sehr unterhaltsam gemacht, man bekam Lust, die verschiedenen Faccetten dieses Künstlers zu entdecken.

So gegensätzlich die Interviews auch waren, beide waren auf ihre Art interessant und haben ihren Zweck erfüllt – Interesse am Buch 😉